Zur Königswarthaer Post-Geschichte

Der Wortlaut wurde ungekürzt der Chronik entnommen, die größtenteils handschriftlich von Johannes Ssyckor, ehem. Ortschronist, bis kurze Zeit nach der Wende, gefertigt wurde:

„Die Post wird von und nach Königswartha schon über 150 Jahre befördert. Die Poststationen wechselten jedoch oft ihren Standort. In der ‚Sächsischen Zeitung‘ und im Heimatheft ‚Königswartha im Teichland‘ wird folgendes berichtet:

‚Der Verkehr wuchs mit dem Bau der Chausseen auch in der Gegend von Königswartha. 1822 wurde die sogenannte Berliner Straße ausgebaut, die an die Stelle der alten Wittichenauer Straße trat und mit die Ursache war, dass auf der Ostseite des Ortes sich ein Ortsteil entwickelte und immer weiter vergrößert wurde.

Nachdem 1685 in Sachsen die Post eingeführt und zunächst auf den Hauptstraßen eingerichtet wurde, organisierte man im 18. Jahrhundert auch eine Verbindung zwischen Bautzen und der Niederlausitz. Zwischen 1782 und 1812 ist öfter von der Postexpedition die Rede.

Um 1800 gab es wöchentlich zwei fahrende Posten von Bautzen über Königswartha nach Berlin. Dieser Postverkehr dauerte bis 1890, wo nach dem Bau der Bahn im Dezember zum letzten Mal der Postwagen von Königswartha nach Bautzen fuhr. 1908 wurde die Bahnstrecke von Königswartha nach Hoyerswerda verlängert und damit der Nordwesten des Kreises weiter erschlossen. In den letzten Jahrzehnten wurden durch den zunehmenden Kraftverkehr die Verhältnisse noch mehr gebessert, so dass jetzt die Zeit der Einsamkeit dieser Gegend für immer ein Ende hat. ‘

Der im Jahre 1870 geborene Herr Felix Petermann erzählte mir 1949, dass sein Großvater Anton Petermann viele Jahre Postverwalter war.
Er besaß einen Degen und einen Zweimaster (Postbeamtenhut). Die Pferde wurden damals im ‚Sächsischen Haus‘ untergestellt. Die Poststation befand sich gegenüber im ‚Schörbelschem Haus‘. 

Der ehemalige Postverwalter Arlt schrieb 1882 in einer kurzgefassten Chronik zur Postgeschichte folgendes:

‚Da, wie schon erwähnt, der Ort in früheren Jahren, den damaligen Verhältnissen angemessen, auf einer weit höheren Stufe der Entwicklung stand, so lässt sich annehmen, dass hier auch schon frühzeitig eine Postanstalt bestanden hat. Das Jahr ihrer Errichtung ist jedoch unbekannt. Sicher ist eine Posteinrichtung bereits in der Mitte des vorigen Jahrhunderts, etwa um 1750, vorhanden gewesen. Diese war bis zum Jahre 1867 unter Kurfürstlicher –Sächsischer bzw. Königlich-Sächsischer Postverwaltung, danach unter der des Norddeutschen Bundes. Seit diesem Zeitpunkt steht die Postanstalt (Postamt III) unter Reichsverwaltung.

 

Am 20. Juli 1878 wurde mit dem Postamt eine Telegrafenanstalt mit Morsebetrieb vereinigt, die am 1. Dezember 1880 in eine solche mit Fernsprechbetrieb umgewandelt wurde.“ …

Durch die Einrichtung der Postagentur in Milkel (früher zum Landbestellkreis Königswartha gehörig) hat das Postamt an Geschäftsumfang verloren, sodass die etatsmäßigen Einnahmen bereits im Kalenderjahr 1881 sich nur auf 4917 Mark, gegenüber 5118 Mark im Vorjahr beliefen.
 

Vorsteher der Postanstalt, soweit sie aus der Vergangenheit bekannt sind, waren:

Postverwalter Sieber von (unbekannt) bis 1810,

Postverwalter Ernst Sieber, Sohn des Vorigen, von 1810 bis Oktober 1850,

Postverwalter Petermann, vom Oktober 1850 bis 1. Juli 1879,

Postverwalter Zimmer, vom 1. Juli 1879 bis 1. Juli 1881,

Postverwalter Arlt, vom 1. Juli 1881 bis zum 1. März 1882 probeweise als Postassistent, danach bis zum 31. Dezember als Postverwalter angestellt,

Postverwalter Peters, vom 1. Januar 1884 bis 31. März 1886 als das Postamt III in eine Postagentur umgewandelt wurde. 

Die älteste bekannte Postverbindung des Ortes war die mit Bautzen und mit Hoyerswerda mittels der ‚Niederlausitzer Fahrenden Post‘ gegen Ende des vorigen und Anfang dieses Jahrhunderts. Obwohl diese Post in erster Linie dem Personenverkehr diente, waren Briefe von der Beförderung nicht ausgeschlossen.

Eine tägliche Personen- und Paketpost zwischen Bautzen und Hoyerswerda wurde zuerst im August 1847 eingerichtet und am 15. September 1849 in eine tägliche Personen- und Paketpost zwischen Bautzen und Cottbus (über Königswartha – Hoyerswerda) umgeändert.

Bei der fortschreitenden Entwicklung des Verkehrslebens genügte jedoch diese Entwicklung bald nicht mehr. Es musste dann am 1. Februar 1863 noch eine zweite Postverbindung mittels Personen- und Paketpost zwischen Bautzen und Hoyerswerda, beziehungsweise Cottbus, eingerichtet werden. Diese Beförderungsmöglichkeiten bestanden bis zur Eröffnung der Kohlfurter-Falkenberger Eisenbahn. Von dieser Zeit an verkehrt nur noch eine Personenpost zwischen Bautzen und Königswartha. An Stelle der anderen trat eine Botenpost zwischen Bautzen und Kleinwelka, bzw. zwischen Kleinwelka und Königswartha.

Eine im März 1874 angestrebte Landbriefträger-Begegnung mit Briefaustausch zwischen Königswartha und Großsärchen kam ihrer Zwecklosigkeit halber nicht zur Ausführung.

Die Diensträume der Postanstalt sind seit ihrem Bestehen in 7 oder 8 Gebäuden untergebracht gewesen.

Gegenwärtig befinden sie sich in einem massiven, eigens zu Postzwecken gebauten, vom hiesigen Rittergut gemieteten und zu diesem gehörenden Hause an der Chaussee. ‘

 Soweit der Bericht des Postverwalters Arlt aus dem Jahre 1882.“ …

 

Im Jahre 1878 erfolgte in Königswartha die Einführung des Telegraf (Morsesystem), 1880 folgte bereits der Fernsprecher.

In der Zeit von 1950 bis 1965 kaufte sich fast jeder Haushalt einen Fernsehapparat (schwarz/weiß) und nach 1970 erwarben viele Haushalte Farbfernsehgeräte für 2000,00 Mark bis 7000,00 Mark.

1 Langspielschallplatte kostete bis zum Mai 1990 16,00 Mark.

 Die Post wechselte im Verlauf  ihres Bestehens oft den Standort.

Sie befand sich seit dem 1.3.1938 bei Krusche/Blumenstein, Hauptstraße 28.

Seit dem 1.11.1952 befand sie sich bei Pieper, Hauptstraße 43.

Vom 1.11.1977 bis 1990 hatte sie ihren Sitz im Gebäude der Neuapostolischen Kirche, Hauptstraße 42.

Am 10.12.1990 erfolgte die Einweihung einer neuerbauten Post auf der Hahnebergstraße 1.


 


Kopie der handschriftlichen Chronikvon Herrn Ssyckor