Nie wieder Krieg
… „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die
Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten“
Helmut Kohl hat dieses
Zitat in einer Rede im Deutschen Bundestag 1995 genutzt. Das Zitat ist so, oder
so ähnlich, schon häufig verwendet worden. Wahrscheinlich auch deshalb, weil es
so treffend und wahr ist. Man muss wissen, wo man herkommt, wo seine Wurzeln
sind, um Rückschlüsse auf das hier und jetzt zu schließen. …
Das ist ein Auszug aus einem
Artikel der CDU Wetzlar und kann unter folgendem Link nachgelesen werden:
Die von uns hier im Amtsblatt veröffentlichten Zeitungsartikel aus der
NS-Zeit haben bewirkt, dass sowohl in der Bevölkerung als auch im Gemeinderat darüber
debattiert wird. Einerseits wurden wir von Lesern positiv darauf angesprochen,
weil beim Lesen Erinnerungen früher gehörter Erzählungen von Familienangehörigen,
die in der NS-Zeit lebten und auch den Krieg hautnah miterlebt hatten, wachgerufen
wurden. Auch die Frage: „Wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass sich die
NS-Herrschaft, auch in unserer Gemeinde, etablieren konnte?“ lässt sich
anhand dieser Artikel recht kurz beantworten: Die Mehrheit der Bevölkerung hatte
wohl an etwas Gutes geglaubt und “mitgemacht“; Propaganda, ideologische
Bearbeitung, aber auch Angst führten dazu.
(NSDAP 1929-1945: Nach der Machtergreifung am 30. Januar 1933 stieg die
Mitgliederzahl auf rund 850.000 Mitglieder an, eine Entwicklung die sich bis
zum Ende des Zweiten Weltkriegs fortsetzen sollte: Im Jahr 1945 hatte die
NSDAP rund 8,5 Millionen Mitglieder)
Unter nachstehendem Link kann nachgelesen werden, welche Auswirkungen der Nationalsozialismus (u. a. auch auf
die Volksschulen in den „wendischen und gemischtsprachigen Gebieten“) in
Sachsen hatte:
Ein kurzer Auszug daraus: „… Als am 30. Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde,
feierten noch am Abend desselben Tages auch die Nationalsozialisten in der
sächsischen Oberlausitz die ‘Machtergreifung‘. In den größeren Städten
formierte sich die SA spontan zu Fackelzügen. …“
In diesem Artikel wird deutlich, dass es zwischen den katholisch- und
den evangelisch-geprägten Gemeinden große Unterschiede gab. In Königswartha und
den damals zugehörigen Ortsteilen war die Bevölkerung überwiegend evangelisch/sorbisch
geprägt.
Wer sich näher mit dieser Geschichte vertraut machen möchte, dem
empfehlen wir Kontakt mit dem Sorbischen Institut e.V. Bautzen (Institut für
Sorbische Volksforschung:
Neben den positiven Wertungen wurde bzw. wird unserem Verein leider auch
unterstellt (da wir diese Zeitungsartikel kommentarlos veröffentlichen),
dass der Eindruck einer „Verherrlichung der NS-Zeit“ entsteht.
Diesen Gedanken können wir nicht folgen, aber wir möchten uns, sollte
bei einzelnen Lesern dieser Eindruck entstanden sein, dafür entschuldigen. Wir
arbeiten ehrenamtlich unter dem Namen „Königswarthaer Geschichtsverein“. In der
Geschichte von Königswartha gibt es sehr lustige Begebenheiten, aber leider
auch traurige Kapitel: Krieg,
Vertreibung und Verfolgung. Zurzeit werden im TV, u. a. auch im Programm vom ‘MDR‘,
zahlreiche Filme und Dokumentationen über den Beginn der NS-Zeit bis zu deren
Untergang gezeigt (ohne das davon auszugehen ist, dass es sich dabei um Verherrlichung
handelt); Kommentierungen zu diesen Filmen etc. gibt es nicht.
Gerade die Aufarbeitung dieser Zeit macht es erforderlich, das Verhalten
unserer Vorfahren zu betrachten und zu analysieren. Unserm Verein liegen
zahlreiche Fotos von Umzügen der NSDAP vor, die auf den Straßen unserer
Gemeinde stattgefunden haben. Nur wenn uns bewusst ist/wird, wie es
letztendlich dazu kommen konnte, dass Haustüren jüdisch-Stämmiger Mitmenschen durch
Nachbarn gekennzeichnet wurden – und das war nur das Geringste, was man diesen
Menschen angetan hatte –, nur wenn uns das bewusst wird, können wir uns und
unsere Mitmenschen, heute und auch morgen, vor menschenfeindlichen Agitationen
und Übergriffigkeiten schützen, indem wir nicht dazu beitragen, sondern unsere
Mithilfe dazu verwehren und verweigern.
Der Internationale
Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust am 27. Januar wurde im Jahr 2005
von den Vereinten Nationen zum Gedenken an den Holocaust und den 60. Jahrestag
der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau eingeführt.
In unserem Verein gibt es Mitglieder, die als Kinder den zweiten
Weltkrieg miterleben mussten, die alles Hab und Gut, ihre Heimat und darüber
hinaus auch noch Angehörige verloren haben. Allein aus dieser Konstellation
heraus gibt es für uns keinen Grund, diese Zeit in irgendeiner Art und Weise zu
verherrlichen.
Wir alle (per Dato 30 Vereinsmitglieder) stehen
für ein demokratisches Miteinander und sehen das NS-Regime (mit seinem
völkischen Rassismus und Antisemitismus) als abschreckende Zeitgeschichte von
Deutschland an, die leider auch an unserer Gemeinde nicht vorübergegangen ist.
Der Nachkriegsschwur
aller politischen Parteien nach dem zweiten Weltkrieg „Von deutschem Boden
darf nie wieder Krieg ausgehen …“ wurde zum Selbstverständnis unseres
Landes.
Von einer Begebenheit, die nicht zuletzt mein Leben geprägt hat, möchte
ich Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser, berichten. Mein Großvater – Max
Hettmann, geb. im August 1892, Sorbe, SPD-Mitglied bis zum Verbot durch die
Nationalsozialisten 1933 – wurde im ersten Weltkrieg als Soldat eingezogen und
hatte diesen „Gott Lob“ überlebt. Als der zweite Weltkrieg schon einige Jahre
tobte, wurde er vom damaligen Bürgermeister aufgesucht. Dieser stellte ihm
anheim, doch nun endlich in die NSDAP einzutreten, da er doch ein angesehener
Maurer-Polier in der Gemeinde sei. Die Antwort meines Großvaters lautete: „Hitler
verrecke, drei Meter tief im Drecke!“ Mit den Worten: „Max, das wirst du
bereuen!“ verlies der Bürgermeister den Hof meines Großvaters. Kurze Zeit
später erhielt mein Großvater die Einberufung, obwohl er das 50. Lebensjahr
schon überschritten hatte. Er kam erst 1950 aus diesem Krieg zurück. Sein Haus
war abgebrannt.